Stand August 2013
Für alle Freunde der Fahti-Wohnwagenwurde dieser chronologische Bericht erstellt.
Grundlage dieses Berichtes sind die Unterlagen und Recherchen von Gert Schaaf. Gert aus Ravensburg befasste sich über Jahrzehnte mit Wohnwagen dieser Baureihe und hat hier sein Wissen der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt. Der Bericht wurde ergänzt von André Blaschke.
Franz Maly experimentierte ab 1950 mit glasfaserverstärktem Polyester. Er erkannte schon frühzeitig die vielen Vorzüge des neuen Materials. Dabei kam er auf die Idee, einen Caravan zu konstruieren.
Nach Jahren langer Versuchsarbeit gelang es ihm seinen ersten Wohnwagen zu präsentieren. Auf der Caravan-Ausstellung in Essen stellte Maly 1957 seinen ersten Caravan aus Polyester mit dem Namen WIESEL vor. Preis: 5.400,- DM, Eigengewicht 330 kg. Die Verwendung dieser Namensbezeichnung wurde jedoch durch die Firma KRUPP aus Essen verboten. KRUPP stellte zur damaligen Zeit ein Fahrzeug mit dem gleichen Namen her.
Es folgte ein Jahr des Erprobens und Verbesserns. Dabei wurde die gelungene und bildschöne Form bei nur leichter Veränderung beibehalten. Franz Maly gründete die Firma U. Maly KG FAHRZEUGBAU-TIEFENHAGEN und fing an, den Polyester-Caravan unter der Bezeichnung ,,FAHTI-Wohnwagen" in kleiner Serie zu bauen. Die Nachfrage wurde immer größer, und Herr Maly suchte einen leistungsfähigen Hersteller. Er fand die Firma Georg Schneider Holzindustrie in Lindau am Bodensee, die bis dahin Transportkisten, Fenster und Holzspielzeug herstellte.
Die Nachfrage nach den Fahti Wohnwagen wurde immer größer, so dass Herr Maly einen leistungsfähigen Hersteller finden musste. Die Wahl fiel auf die Firma Georg-Schneider-Holzindustrie. 1959 wurde die erste kleine Serie in Lizenz aufgelegt. Auch hier gab es leider noch Schwierigkeiten jeden Grades, die jedoch nach und nach behoben wurden. Diese nachlaufenden Konstruktions-Änderungen verursachten damals sehr hohe Investitionskosten.
Die Firma Biod, 1947 von Teunis van Maaren in Hengelo gegründet, stellt 1959 auf der Wohnwagenmesse in Essen ihren faltbaren Wohnwagen „Excellent“ aus und trifft dort auf Franz Maly.
Im Jahr 1960 wurden schon fast 40 FAHTI-Wohnwagen gebaut.
Die Firma B.I.O.D. erhält die Lizenz zum Bau der Wohnwagen in für Europa, mit Ausnahme von Deutschland, Österreich und der Schweiz. Die Kunststoffschalen werden aus Deutschland geliefert. Die Endfertigung übernimmt das BIOD-Werk in den Niederlanden.
Der Fahti 600 von B.I.O.D. wird als Extase (4-Sitzer) und Excelsior (2/3-Sitzer) bezeichnet und später als 4L und 2L vermarktet.
Die Lizenz ging 1961 in den Besitz der Firma Georg Schneider über, und Herr Maly übernahm die Generalvertretung für das nördliche Maingebiet. Verkauft wurden zu diesem Zeitpunkt zwei Typen:
FAHTI Standard, Preis ab Werk 5.400,- DM, Eigengewicht 360 kg.
FAHTI Luxus, Preis ab Werk 5.800,- DM, Eigengewicht 430 kg.
(In den vielen Veröffentlichungen und Testberichten nannte man ihn auch Maly FAHTI (Polyester)). Der Typ FAHTI Standard wird ab 1.10.1961 nicht mehr serienmäßig hergestellt.
Der FAHTI Luxus 600, Preis ab Werk 6.200,- DM, Eigengewicht 450 kg, wird ab 1962 eingeführt.
Die Mitarbeiter von B.I.O.D. entwerfen ein kleineres Modell, aus dem schließlich der Bambi wird. In Deutschland wird er Fahti Junior 400 genannt. Der Bambi / Fahti 400 ist damit ursprünglich ein niederländisches Produkt, im Gegensatz zum Fahti 600 / Extase, der ursprünglich deutsch ist
Ab 1963 wurde der FAHTI Junior 400 als jüngstes Kind der FAHTI-Wohnwagenfamilie eingeführt und gebaut. FAHTI Junior 400, Preis ab Werk 4.750,- DM, Eigengewicht 330 kg.
Dieser kleine Bruder des FAHTI Luxus 600 wurde von der Firma Schneider entwickelt, weil der FAHTI Luxus 600...
- für manchen Caravan-Freund zu groß war
- für manchen Geldbeutel zu teuer war
- für manchen Zugwagen zu schwer war.
Nachdem der FAHTI Junior 400 ausgiebige Testversuche hinter sich hatte, wurde er auf der IAA in Frankfurt und auf dem Caravan Salon in Essen der Öffentlichkeit vorgestellt. Im Jahr darauf sollte der FAHTI Junior 400 in Serie gehen. Für Käufer der FAHTI-Caravans, Besucher der Produktionsstätte oder sonstige Besucher mit Wohnwagen gab es bei der Firma Georg Schneider in Lindau am Bodensee eine kleine Campingwiese auf dem Firmengelände. Der sehr schön angelegte Platz mit Stromanschluss wurde sehr gerne genutzt. Es gab dort bayerisches Bier, und an den Werktagen konnten die Camper auch die Werkskantine nutzen. Im Jahre 1964 wurden für die Anreisenden auf dem Gelände auch Sanitäranlagen errichtet.
Der FAHTI Junior 400 ging ab 1964 in Serie.
Der Aufpreis für die Auflaufbremse wurde wie folgt nach unten korrigiert:
Auflaufbremse für FAHTI Junior 400 jetzt nur noch 300,- DM
Auflaufbremse für FAHTI Luxus 600 jetzt nur noch 350,- DM
Zum Jahresende wurde auch der lange erwartete FAHTI Super 800 vorgestellt. Preis ab Werk 10.200,- DM, Eigengewicht 670 kg. Serienmäßig hatte der Wohnwagen einen 30-ltr.-Kühlschrank, Gasheizung, 6/12/220 Volt usw.
Unter der Bezeichnung FAHTI Super 800-T war der Wohnwagen auch mit einem Toilettenraum zu erwerben. Gleiche serienmäßige Einrichtung wie FAHTI Super 800, jedoch mit Waschbecken, 10-ltr.- Falttank und Trocken-WC, Preis ab Werk 11.100,- DM, Eigengewicht 700 kg.
Die Produktion in den Niederlanden geht an die Firma JEKO in Oldenzaal, die die Herstellung von Möbeln und anderen Holzarbeiten an die Sozialwerkstatt von Oldenzaal, De Schakel, auslagert.
Die beiden Wohnwagentypen FAHTI Super 800 und FAHTI Super 800-T gingen 1965 in Serie. Die Firma Georg Schneider wollte die Produktionsstückzahlen von 100 Stück überschreiten. In diesem Jahr wurden bei allen Modellen insgesamt 13 Neuerungen und Verbesserungen vorgenommen. Bei der 1. deutschen AvD Caravan Rallye vom 30. April bis zum 1. Mai 1965 gewannen drei Gespanne mit FAHTI-Wohnwagen je einen Preis mit Plakette.
Ab 1965 konnte man auch leere Polyesterhüllen und einzelne Fahrgestelle bei der Firma Georg Schneider in Lindau zu nachfolgenden Konditionen bestellen:
Polyesterhülle Typ FAHTI Junior 400 für 3.300 DM, zuzüglich Fahrgestell 590 kg mit Auflaufbremse 300 DM
Polyesterhülle Typ FAHTI Luxus 600 für 4.400 DM, zuzüglich Fahrgestell 780 kg mit Auflaufbremse 350 DM
Polyesterhülle Typ FAHTI Super 800 mit Fahrgestell 1000 kg, mit Auflauf- und Feststellbremse für 6.600 DM
Der Besitzer der Firma Georg Schneider verstarb im Jahre 1966. Die Fertigung des FAHTI Super 800 T ("T" steht für Toilettenraum) hatte sich immer wieder verzögert, Bestellungen und Kaufverträge lagen schon viele vor, bevor der Wohnwagen überhaupt in Serie ging. Um den Bestellungen gerecht zu werden, wurde die Herstellung des FAHTI Super 800-T einzeln durchgezogen. Der FAHTI Junior 400 erhielt statt der Laternendachlüftung einen richtigen Dachlüfter wie seine größeren „Brüder". In diesem Jahr zählte die kleine Campingwiese auf dem Firmengelände der Firma Georg Schneider über 600 Besucher.
1967 tritt die Georg-Scheider-Holzindustrie dem Verband Deutscher Wohnwagenhersteller e. V. bei.
Der Verband erarbeitet gemeinsame Richtlinien zu "Herstellungsfragen, Qualitätsbestimmungen, Garantieleistungen, Ausstattungsminimum, Zahlungsbedingungen und vieles mehr"
Ab 1967 erhalten die Fahti Wohnwagen das Gütesiegel des Verbands
[Quelle Fahti Brief 1967]
Der Kundendienstbetreuer der Firma Georg Schneider verstarb im November 1967.
Was alle 4 FAHTIS gemeinsam haben" - mit diesem Titel erschien im Jahre 1968 ein Prospekt der Firma FAHTI. Auf Seite 2 werden alle Gemeinsamkeiten wie folgt aufgelistet:
https://www.fahti.net/was-alle-3-fahtis-gemeinsam-haben
Die Erben von Georg Schneider verkaufen das Unternehmen an B.I.O.D.
Aufgrund des geringen Erfolgs von JEKO übernimmt De Schakel die gesamte Produktion, auch die in Deutschland. Die Formen für die Außenschalen kommen in die Niederlande, so dass die BIOD-Wohnwagen nun vollständig in den Niederlanden gefertigt werden.
Am 31. Dezember 1969 wird die Produktion von FAHTI-Caravans endgültig eingestellt.
Folgende Mengen sind bis dahin gebaut worden:
FAHTI Junior: 400 -106 Stück
FAHTI 600: 410 Stück
FAHTI Super 800: 58 Stück
FAHTI Super 800T: 4 Stück
Der Service und den Ersatzteilvertrieb für FAHTI-Wohnwagen wird ab dem 1. Januar 1970 an die Holzbau Neuravensburg GmbH übertragen
Die Produktion des Bambi, des Extases und des Expert wurde eingestellt. Insgesamt wurden (ungefähr) 140 Bambis, 160 Extase und 37 Experts und 20 bis 30 Excellent hergestellt.
Gert Schaaf organisiert das 1. Fahti Treffen Dinkelsbühl. Es kamen 15 Gespanne.